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20. Dialog Strukturwandel in Oberfranken

Thema „Migration – Integration – Bildung“

v.l. Thomas Koller, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Oberfranken, Dr. Steffi Widera, Geschäftsführerin Oberfranken Offensiv e.V., Brigitte Glos, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg, Marion Frisch, Präsidentin des Bayerischen Landesamts für Statistik, Staatsministerin Melanie Huml, Vorsitzende von Oberfranken Offensiv e.V., Dr. Klemens M. Brosig, Abteilungsdirektor Bereich Schulen der Regierung von Oberfranken, Egon Herrmann, Bürgermeister von Weißenbrunn und Prof. Gabi Troeger-Weiß, Oberfranken Offensiv e.V.
v.l. Thomas Koller, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Oberfranken, Dr. Steffi Widera, Geschäftsführerin Oberfranken Offensiv e.V., Brigitte Glos, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg, Marion Frisch, Präsidentin des Bayerischen Landesamts für Statistik, Staatsministerin Melanie Huml, Vorsitzende von Oberfranken Offensiv e.V., Dr. Klemens M. Brosig, Abteilungsdirektor Bereich Schulen der Regierung von Oberfranken, Egon Herrmann, Bürgermeister von Weißenbrunn und Prof. Gabi Troeger-Weiß, Oberfranken Offensiv e.V.

Lernen braucht Zeit

Am Donnerstag, den 14. April 2016 fand der 20. Dialog „Strukturwandel in Oberfranken“ der oberfrankenweiten Entwicklungsagentur Oberfranken Offensiv e.V. zum Thema „Migration - Integration - Bildung“ in der Agentur für Arbeit in Bamberg statt.

Ziel der Dialogreihe „Strukturwandel in Oberfranken“ von Oberfranken Offensiv e.V. ist es, auf aktuelle Themen und ihre Bedeutung für Oberfranken aufmerksam zu machen, konkret und praxisnah zu diskutieren und dabei eine Art „Drehscheibe" für Informationen und Handlungsansätzen in der Region zu sein. Mit dem Thema „Migration - Integration - Bildung“ nahm die Entwicklungsagentur ein hochaktuelles Thema auf. „Die Zahl der Menschen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen, war laut UNO-Flüchtlingshilfswerk noch nie so hoch wie heute“, erläuterte Staatsministerin Melanie Huml, Vorsitzende von Oberfranken Offensiv e.V. „Ende 2014 waren knapp 60 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Bis Ende 2015 waren mehr als eine Million Flüchtlinge in Deutschland registriert worden, allein in Oberfranken wurden 7.383 Asylanträge gestellt. Dass wir bei der Integration auf einem guten Weg sind, beweisen die heutigen Vorträge.“ Im Rahmen der Veranstaltung wurde die Situation in Oberfranken aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und Integrationsansätze vorgestellt.
Einführend stellt die Präsidentin des Landesamts für Statistik, Marion Frisch, die Migrationsbewegungen in Bayern und Oberfranken sowie die Prognosen für die kommenden Jahre vor. Der Vortrag skizzierte die Datengrundlage auf der die Erfahrungsberichte zur Migration und zu Integrationsprojekten in Oberfranken und die anschließende Diskussion aufbauten.

Die Integration der Asylbewerber betrachtet Dr. Klemens Brosig, Leiter des Bereichs Schule in der Regierung von Oberfranken, als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die Regierung von Oberfranken stelle sich dieser Herausforderung und halte unterschiedliche schulische Angebote zur Sprachentwicklung und Berufsfindung schulpflichtiger Kinder und Jugendlicher vor. „Die beste Grundlage für eine gelungene Integration ist Bildung“, betonte Dr. Klemens Brosig. „Vor allem die Lehrkräfte an Grund-, Mittel- und Berufsschulen setzen sich mit pädagogischem Geschick und großem Engagement für eine gelingende gesellschaftliche Eingliederung ein.“
Eine schulische und berufliche Bildung als Basis für eine erfolgreiche Integration - der Aussage pflichtete auch Brigitte Glos, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg, bei. Sie betonte aber auch, dass „Lernprozesse ihre Zeit brauchten“. Die nachhaltigste Form der Integration sei die Integration in Arbeit. „Um ihre Angehörigen mit versorgen zu können, drängen aber viele Asylsuchende zunächst nur in den Arbeitsmarkt für Ungelernte. Ein Bewusstsein, dass Nachhaltigkeit durch Lernen und Ausbildung entsteht, fehlt häufig noch“, so Brigitte Glos. Deshalb habe die Agentur für Arbeit viele spezielle Maßnahmen für Flüchtlingen eingerichtet, so z.B. den „Bayern Turbo“, das „IdA 1000“ oder „Perspektiven für Flüchtlinge“.

Eine solche Maßnahme stellte auch Thomas Koller, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Oberfranken, vor. Gemeinsam mit der Agentur für Arbeit, den Industrie- und Handelskammern in Bayreuth und Coburg und den oberfränkischen Landkreisen und kreisfreien Städten wurden Vereinbarungen unterzeichnet, in denen sich die Ausländerbehörden verpflichten, während einer Ausbildung eine Duldung auszusprechen und eine befristete Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis zu erteilen, sofern eine Beschäftigung im erlernten Beruf aufgenommen wird. „Die Integration von jugendlichen Asylbewerbern in berufliche Ausbildung ist uns ein ganz besonderes Anliegen“, führte Thomas Koller aus. „Dies kann aber nicht einfach so gelingen. Neben fundierten Sprachkenntnissen ist Betreuung ganz wichtig. Sowohl die jugendlichen Asylbewerber brauchen eine gezielte Begleitung als auch für die ausbildungswilligen Betriebe empfiehlt sich eine besondere Hilfestellung.“

Vor allen diesen Hilfestellungen und Maßnahmen stehen aber ganz existentielle Anforderungen, die erfüllt werden müssen: Wohnraum, Kindergarten- und Schulplätze, Rahmenbedingung für die Schaffung von Arbeitsplätzen. Dies könnten nur die Kommunen vor Ort leisten, es koste aber auch Geld und Kraft. Daher forderte Egon Herrmann als Vorsitzender des Bayerischen Gemeindestags Bezirksverband Oberfranken finanzielle und strukturelle Unterstützung von der Bundes- wie von der Landespolitik: „Die Menschen bleiben nur dort wohnen, wo sie auch entsprechende Arbeit finden. Die Großstädte werden diese große Herausforderung allein nicht schaffen“. Flüchtlinge seien eine Chance für den ländlichen Raum. Herrmann appellierte daher auch an die kommunale Solidarität. Alle Gemeinden sollten im Rahmen ihrer Möglichkeiten Flüchtlinge aufnehmen, „Wegducken“ gelte nicht.

 
 
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