Die Jury hatte es in diesem Jahr nicht leicht, das Oberfränkische Wort
des Jahres zu küren. Über 400 Einsendungen erreichten die
KulturServiceStelle des Bezirks Oberfranken. „Mit einer solch großen
Resonanz haben wir nicht gerechnet“, unterstrich dann auch
Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler beim heutigen
Mundart-Theater-Tag des Bezirks Oberfranken im Bauernhofmuseum
Kleinlosnitz. Kurze Zeit später lüftete er das Geheimnis: Die kurze
Redewendung „a weng weng“ wurde zum Nachfolger des Wischkästlas gekürt.
Der Satz „A weng weng“ (auf Hochdeutsch „Ein bisschen wenig“) wurde zum
Oberfrankenwort 2016 gewählt. In dieser Wendung, so die Begründung der
vierköpfigen Jury, komme die Poesie der oberfränkischen Alltagssprache
besonders deutlich zum Ausdruck.
„Im Vergleich zum holprigen Sprachfluss des Hochdeutschen „Ein bisschen
wenig“, wirkt „A weng weng“ durch seine klingenden Vokale und
Konsonanten weich und flüssig. Die Aussage des Satzes, nämlich eine
Kritik an der Menge, wird im Dialekt verstärkt durch die Verkürzung des
Satzes, unter anderem durch das Weglassen von Silben, sowie durch die
Dopplung des entscheidenden Wortes weng weng“, heißt es in der
Begründung der Jury weiter.
Der Wohlklang des Satzes erinnere fast an ein Kurzgedicht und kann durch
weitere Verbindungen mit oberfränkischen Wörtern beliebig fortgeführt
werden:
„Fei a weng weng“. (Aber ein bisschen wenig.)
„Fei a weng orch weng.“ (Aber ein bisschen arg wenig.)
„A A is fei a weng weng.“ (Ein Ei ist aber ein bisschen wenig.)
Die kurze oberfränkische Redewendung, die von ihrer Tonalität an
ostasiatische Internationalität und Weltkünstler wie Ai Weiwei und Lang
Lang erinnert, setzte sich unter den vierhundert Einsendungen durch.
Auffällig waren bei den diesjährigen Einsendungen die zahlreichen
Wortneuschöpfungen wie „Freggala laaf“ für Pokémon Go, „Rudelglotzen“
für Public Viewing und „Deppn-Steggn“ für Selfie-Stick, sowie Begriffe
zum Brauereiwesen, darunter „Seidla“ (eine halbe Maß) und „A U“
(Bestellung in Bamberg für ein ungespundetes Bier).
Erstmals hat sich auch Ministerpräsident Horst Seehofer an der Suche
nach dem oberfränkischen Wort des Jahres beteiligt. Sein Vorschlag:
„daham“ (daheim).
Die Verkündung des Oberfränkischen Wortes des Jahres fand zum ersten Mal
im Rahmen des alljährlichen Mundart-Theater-Tages der
Arbeitsgemeinschaft Mundart-Theater Franken e.V. – Regionalvertretung
Oberfranken – und des Bezirks Oberfranken im Oberfränkischen
Bauernhofmuseum in Kleinlosnitz statt. Fünf Theatergruppen und sechs
oberfränkische Mundart-Autoren präsentierten unter dem Motto „Schürz’n“
ein abwechslungsreiches Programm mit teils nachdenklichen, teils
lustigen Stücken in fränkischer Mundart. „Am heutigen Tag dreht sich
alles um die oberfränkische Mundart. Daher passt auch die Verkündung des
Oberfränkischen Wortes 2016 sehr gut zum Mundart-Theater-Tag“,
resümierte Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler.
Zur Aktion „Oberfrankenwort des Jahres“:
2015 wurde erstmals das „Oberfränkische Wort des Jahres“ gekürt. Das
Wort muss unseren Sprachschatz bereichern und das Gemeinte besonders
treffend, originell oder präzise benennen. Das Gewinnerwort 2015 wurde
„Wischkästla“ als oberfränkischer Begriff für „Smartphone“.
Die Jury bestand wie im vergangenen Jahr aus der Leiterin der
KulturServiceStelle des Bezirks Oberfranken, Barbara Christoph, Sabine
Knieling vom Medienpartner Extra-Radio auf Hof, Dr. Almut König vom
Lehrstuhl für Germanistische Sprachwissenschaft an der
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen sowie dem Leiter des
Bauernhofmuseums Kleinlosnitz, Bertram Popp.
Quelle: www.bezirk-oberfranken.de/