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„Schüler experimentieren“

Bei der 16. Auflage des Wettbewerbs war die Eggerbach-Halle voller kluger Köpfe

Eggolsheim, 16. Februar 2017

Bei der 16. Auflage des Wettbewerbs „Schüler experimentieren“ in Oberfranken war die Eggerbach-Halle voller kluger Köpfe, origineller Ideen und neugieriger Besucher. Mehrere Monate hatten die 103 Teilnehmer mit ihren 61 Projekten auf diesen Tag hingearbeitet. Die Vorsitzende von Oberfranken Offensiv, Staatsministerin Melanie Huml, zeigte sich bei einem Rundgang durch die Ausstellung begeistert von der Kreativität der Teilnehmer und der Leidenschaft, mit der die Kinder und Jugendlichen an ihren Projekten getüftelt haben. "Schüler experimentieren" ist ein Wettbewerb, bei dem es nur Gewinner gibt, da alle, die sich mit solch einer Hingabe in eine Arbeit stürzen, sowieso ganz vorne mit dabei sind.

Den zahlreichen Besuchern und der fachkundigen Jury erklärten die Nachwuchs-Wissenschaftler, wie man Flummi-Bälle aus Lebensmitteln herstellt, Saft-Cocktails mischt oder wie sich ein Tankdeckel automatisch schliesst. Eine pfiffige Idee, die besonders Brose-Ausbildungsleiter Michael Stammberger begeisterte.


Regionalisierung Wunsiedel:

Was Mehlwürmer anziehend finden, erforschte ein Trio des Luisenburg-Gymnasiums Wunsiedel. „Wir haben ihnen einen Speiseplan erstellt“, so Christoph Sturm (11), „und herausgefunden, dass sie am liebsten Kartoffeln, Äpfel und Birnen vertilgen.“ Dabei leben die Larven des Mehlkäfers, wie ihr Name verrät, eher in staubiger Umgebung. Das diene auch der Tarnung vor Fressfeinden. „Sie brauchen für ihre Verpuppung sehr viel Energie in Form von Kohlenhydraten“, erklärte Tobias Dietrich (12), dem wie seinem Klassenkameraden Tim Schaller (11) aufgefallen ist, dass besonders feuchte Früchte wie Tomaten den kleinen Würmern eher weniger zusagen. Selbst eine Fleischwurst legten die drei Nachwuchsforscher den nachtaktiven Tierchen vor. „Wir haben genommen, was wir zur Hand hatten.“ Für Tobias und Tim war es ihre Premiere bei „Schüler experimentieren“, Christoph hatte bereits im Vorjahr mit „Monster-Seifenblasen“ für Aufsehen gesorgt.

 

Regionalisierung Bayreuth:

Die Idee zu seinem Schüler-Projekt kam Finn Küfner (11) beim morgendlichen Zähneputzen. „Es blieb immer etwas Zahnpasta in der Tube übrig.“ Also rückte er den Behältnissen mit Muskelkraft und sogar mit Tubenquetschern zu Leibe. „In der Familie, bei Freunden und in der Schule habe ich gebrauchte Verpackungen gesammelt. Nach einer Testreihe mit einigen Dutzend Marken hatte er ein ernüchterndes Ergebnis. „Mit einer Apotheker-Waage meines Onkels habe ich dann einen Rückstand von durchschnittlich zehn Prozent ermittelt“, so der Junge vom Graf Münster-Gymnasium Bayreuth, der erstmals bei „Schüler experimentieren“ dabei ist. Beim Quetscher seien es nur knapp sieben Prozent Restmenge.“Es gibt aber auch Ausreißer, die nur drei Prozent zurückbehalten und welche, die ein Fünftel der Zahnpasta verschwenden.“

 

Regionalisierung Burgkunstadt:

Für großes Interesse bei Jury und Publikum sorgte eine Papierflieger-Maschine, die Linus Schöb (13) und Eliah Höfer (13) mit Lego-Technik-Teilen gebastelt hatten. Vorne legen die Schüler des Gymnasium Burgkunstadt ein Blatt Papier ein, das wird dann eingezogen, gefaltet und am Ende sogar abgeschossen. „Allerdings sind die Lego-Motoren nicht so stark, dass der Papierflieger wirklich abhebt.“ Dabei hat das Tüftler-Duo nur wenige Tage gebraucht, um die komplizierte Maschine im Wert von wenigstens 700 Euro zusammenzubauen. „Es ist noch nicht ganz fertig. Einige Kinderkrankheiten wie instabile Zahnräder oder ein auftretender Papierstau beheben wir noch.“

 

Regionalisierung Bamberg:

Aus einer Ecke der Eggerbachhalle drang ein ungewöhnliches Summen. Ursache war ein kleines Luftkissenboot, das Alexander Divivi (12) mittels einer Fernbedienung über den Boden schweben ließ. Sein Hovercraft hatte er mit einem Teppichmesser aus Styropor und Hartplastik geschnitten. „Damit es nicht so schwer wird. Da habe ich mich sogar selbst verletzt.“ Die Besucher fanden seine Herangehensweise und sein technisches Verständnis „genial“. Dabei hauchte der Nachwuchsforscher einigen alten Modell-Helikopter-Rotoren neues Leben ein. „Es waren viele Versuche mit verschiedenen Motoren und Materialien nötig,“ so der Junge vom Dientzenhofer-Gymnasium Bamberg. Er landete schließlich bei einem 9 Volt-Antrieb. „Auf dem Wasser war es noch nicht unterwegs. Das habe ich mich noch nicht getraut.“ Zumindest nicht vor „Schüler experimentieren“.

 

Regionalisierung Ebrach:

Mit einfachsten Mitteln wollten zwei Schüler der Staatlichen Realschule Ebrach eine jahrtausendealte Frage beantworten. Kann es tatsächlich ein Perpetuum Mobile geben? An der Apparatur, die ohne Energieverlust ewig laufen soll, bissen sich seit Heron von Alexandria schon ganz viele Physiker die Zähne aus. „Unser Lehrer hatte uns gewarnt, aber wir wollten es selbst mit Experimenten herausfinden“, so Max Engelhardt (14). Mithilfe einiger Plastikflaschen, Strohhalme und einer Menge Wasser überprüfte er mit seinem Partner Jens Kräck (12) die Naturgesetze und entlarvte ein vermeintliches Perpetuum Mobile als „Internet-Fake“. Da werde außerhalb des Sichtfeldes eine kleine Pumpe angeschlossen, die das Wasser ständig in Bewegung halte. „Auch der Einsatz von Essig oder Backpulver lösten das Problem nicht, dass Energie nicht aus dem Nichts entsteht“, so das Duo von der Steigerwaldschule, das während seiner Experimente in Wasser stand.

 

Regionalisierung Forchheim und Eggolsheim:

Das Weltall fasziniert vier junge Mädchen, seitdem sie auf der Grund- und Mittelschule Eggolsheim waren. Das ist nun zwei Jahre her. Inzwischen sind Lena Jung und die Schwestern Patricia und Katharina Schlund (alle 11 Jahre) an der Staatlichen Realschule Forchheim, Frieda Kirsch am Fränkische Schweiz-Gymnasium Ebermannstadt. Ihre Begeisterung für den Saturn haben sie aber bewahrt. Auch deshalb sind sie erstmals bei „Schüler experimentieren“. Aus Styroporkugeln, Pappmachee, Acrylfarben und Drachenschnur bastelten sie ein Modell des Planeten, das zwar um den Faktor 150 Millionen verkleinert ist, das dennoch in den Proportionen stimmt. „Wir finden die vielen Monde und besonders die Ringe großartig.“ Auch wenn nicht alle 62 Monde Platz hatten. Und nur wenige Ringe aus Holz und Plexiglas nachgebildet sind. „Das ist unser Ziel beim nächsten Modell.“ Dann sollen auch Asteroiden und sogar Sonden in ihren Umlaufbahnen schweben.

 

Regionalisierung Hof:

Es sollte eigentlich ein Vulkan werden. „Wir brauchten aber noch etwas, um die Lava darzustellen“, so Sophie Börner (11). So machte sie sich daran, herauszufinden, welche Kombination an Flüssigkeit und Pulver am meisten schäumt. Waschmittel, Zitronensäure, Natron und Brausepulver schüttete sie in Reagenzgläser. Dabei ergab sich die beste Wirkung in der Kombination Natron und Mineralwasser. „Cola und Brause war nicht so stark, wie ursprünglich gedacht“, ergänzte Leoni Thornton (11), die am Johann-Christian-Reinhart-Gymnasium Hof noch keinen Chemie-Unterricht haben. Dabei hätten Pulver wegen der größeren Oberfläche immer besser abgeschnitten als Tabletten. Auch die Dosierung erprobte das Duo in einer Testreihe. „Es kommt auf jedes Körnchen an.“

 

Regionalisierung Pegnitz:

Eine wahre „Energievernichtungsmaschine“ setzten zwei Schüler der Staatlichen Realschule Pegnitz nach einem halben Jahr Vorbereitung auf die Strecke. Philip Baumann und Valentin Regner (beide 12 Jahre) hatten aus einem ausgedienten Carrera-Auto ein „Induktions-Auto“ gebastelt. „Die Schleifbürsten, die sonst immer den Kontakt zur Stromquelle herstellen, sind immer so schnell verschmutzt. Und ständig aufstehen beim Autorennen wollten wir auch nicht.“ Immerhin einen Stundenkilometer schafft das Gefährt, das beinahe nur aus einer Magnetspule besteht. „Dabei nutzt es aber nur sechs Prozent der Energie,“ so die beiden Erfinder, die bei „Schüler experimentieren“ Premiere feiern. „Einer von uns ist das Genie, der andere der Techniker.“ 

 

Regionalisierung Coburg:

Eine ungemein praktische Überlegung stellten Adrian Wittmann (12), Noah Hein und Benedikt Heimstädt (beide 11 Jahre) vom Gymnasium Ernestinum Coburg an. Sie fragten sich, welche Handschuhe bei welcher Gelegenheit am besten vor der Kälte schützten. „Wir haben 60 Grad heißes Wasser eingefüllt und mit einer Wärmebildkamera nachgemessen. Bei ihrem ersten Auftritt bei „Schüler experimentieren“ zeigte sich, dass Fleece-Handschuhe drinnen und Strick-Handschuhe draußen am schlechtesten abschneiden. „Wohl wegen der Maschen, die zu einem großen Wärmeverlust bei Wind führen.“

 

Regionalisierung Naila:

Nico Eberlein (14) und seine beiden 13-jährigen Projektpartner Maximilian Große und Kevin Blumenstein (beide 13 Jahre) suchten ein Mittel, um Zimmerpflanzen vor dem frühzeitigen Tod zu retten. „Entweder bekamen sie zu viel oder zu wenig Wasser. Das wollten wir ändern.“ Also fragte das Trio vom Gymnasium Naila einen Gärtner nach der richtigen Dosis und erstellten eine Datenbank der häufigsten Innenraum-Gewächse. Mithilfe eines Feuchtigkeitssensors im Blumentopf, einer kleinen Pumpe und eines Computers retteten sie so Bismarck-Palme, Weihnachtsstern oder den berühmten Fikus. „Leider ist unser System, so gut der Prototyp auch funktioniert, wegen der hohen Materialkosten von rund 70 Euro, noch nicht marktreif.“ Es bleibt noch Raum zum Tüfteln.

 

In sieben Bereichen präsentierten die Schüler aus dem gesamten Regierungsbezirk ihre Ergebnisse:

 

Arbeitswelt

Regionalsieger wurden Julia von Ramin, Anne Fiebich und Luca Derenek vom Richard-Wagner-Gymnasium Bayreuth, die sich mit Strom aus der Natur befasst hatten. „Sie haben dabei aus Kartoffeln oder Apfelschorle fast ein Volt Spannung erzeugt“, staunte Frank Ebert, seit Kurzem Geschäftsführer von Oberfranken Offensiv. Auf den Plätzen folgen Clara Weidekamm und Theresa Reiß von derselben Schule mit ihrem Mikroplastik-Projekt und Finn Küfner vom Graf-Münster-Gymnasium Bayreuth, der Zahnpasta-Restmengen ermittelte. Sparkassen-Vorstand Harald Reinsch wünschte sich mehr solche „Forscher und Erfinder, die in den nächsten Jahrzehnten unseren Wohlstand erhalten.“

 

Biologie

Oberfranken-Sieger ist Fabian Gärtig vom Clavius-Gymnasium Bamberg, der die digitale Schlaflosigkeit erforscht hatte. „Man schläft schlechter, wenn man kurz vorher noch am Handy gespielt hat.“ Was wächst denn da, fragte sich Laura Irrgang vom Graf-Münster-Gymnasium Bayreuth, während Sophia Nordmann vom Luisenburg-Gymnasium Wunsiedel die Einzigartigkeit von Fingerabdrücken anzweifelte.

 

Chemie

Maximilian Ulm vom Ehrenbürg-Gymnasium Forchheim setzte sich als „Herr der Elektroden“, wie Wettbewerbsleiter Dr. Michael Bail ihn nannte, so profund mit der quantitativen Untersuchung zur Elektrolyse und den Auswirkungen auf eine Brennstoffzelle auseinander, dass die Jury ihm den Ersten Preis zuerkannte. Paul Schütz vom Gymnasium Christian-Ernestinum Bayreuth interessierte sich für die Klebeeigenschaften von Naturstoffen und kam damit auf Platz 2 vor einer Gruppe vom Fränkische Schweiz-Gymnasium Ebermannstadt. Katharina Bezold, Hanna Knoll und Marie Ruhland fragten sich, ob sie ein HPLC selbst bauen sollten.


Geo- und Raumwissenschaften

Preisträgerin Sarah Fritsche vom Johann-Christian-Reinhart-Gymnasium Hof hatte sich ein astronomisches Projekt gewählt und untersucht, wie man Doppelsterne, die einander verdecken am besten fotografiert. Auf dem Boden blieb Valentin Kübrich vom Gymnasium Christian-Ernestinum Bayreuth, indem er im Lindauer Moor den CO2-Austritt maß. Dritte wurden Katharina und Patricia Schlund, sowie Lena Jung von der Staatlichen Realschule Forchheim mit ihrem Saturn-Modell. Ihre Präsentation wurde von allen anderen Teilnehmern als „schönster Stand“ prämiert.

 

Mathematik und Informatik

Ihre „Digital Nanny“ überzeugte die Jury. Carolina Bickel, Kiara da Silva Amorim und Maxine Müller vom Franz-Ludwig-Gymnasium Bamberg wollten einfach nicht mehr selbst auf kleine Geschwister aufpassen und erdachten einen elektronischen Babysitter. Mit diesem ganz praktischen Coup landeten damit vor Demian Rothammel vom Graf-Münster-Gymnasium Bayreuth, der einen Computer dabei beobachtete, wie dieser Sudokus löste.

 

Technik

Gleich zwei Regionalsieger durften sich über das Weiterkommen freuen. Auf der einen Seite Linus Schöb und Eliah Höfer vom Gymnasium Burgkunstadt für ihre Papierflieger-Maschine. Zum anderen überzeugten Nico Eberlein, Maximilian Große und Kevin Blumenstein vom Gymnasium Naila mit einem vollautomatischen Bewässerungssytem für Topfpflanzen.

 

Alexander Divivi und sein selbstgebautes Hovercraft aus dem Dientzenhofer-Gymnasium Bamberg schafften es auf Rang 2. Dahinter reihte sich Felix Amling vom Ehrenbürg-Gymnasium Forchheim als Erfinder einer Cocktail-Maschine ein. „Damit kann man schülergerechte Fruchtsäfte mixen, aber auch Getränke für Erwachsene,“ erzählte er Helmut Lang von der KSB AG. 

 

Physik

Einen Regionalsieger gab es diesmal nicht. Dafür mit Fabian Kilian Brüggemann  vom Gymnasium Christian-Ernestinum Bayreuth einen Zweiten, der sich mit prickelnden Getränken und überschäumenden Phänomenen befasste. Dritte wurde Constanze Siller vom Graf-Münster-Gymnasium Bayreuth, die das Sprungverhalten verschiedener Tennisbälle untersuchte.

 

Die jeweiligen Regionalsieger Oberfrankens von "Schüler experimentieren" messen sich am 4./5. Mai 2017 beim bayerischen Landesentscheid in Dingolfing. Für alle anderen hatte Staatsministerin Melanie Huml noch einen Rat parat: „Die einen sind heute Preisträger, die anderen sind es noch nicht. Bleiben Sie dran, entwickeln Sie ihre Idee weiter und kommen Sie im nächsten Jahr wieder.“ "Schüler experimentieren" ist die die Juniorsparte des Wettbewerbs "Jugend forscht", das Höchstalter der Nachwuchsforscher darf im Anmeldejahr 14 Jahre nicht überschreiten. Organisiert werden in Oberfranken beide Wettbewerbe, "Schüler experimentieren"  und "Jugend forscht", von Oberfranken Offensiv e.V., massgebliche Unterstützung leisten die Patenunternehmen KSB, die Brose-Gruppe und die Oberfränkischen Sparkassen.

 

Fotos der Regionalsieger „Schüler experimentieren“ finden Sie unter:

www.jugend-forscht-oberfranken.de

 

 
 
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