Positive Konjunkturerwartungen trotz erschwerter Rahmenbedingungen
Unsicherheit trübt Coburgs gute Konjunkturaussichten
„Coburgs Wirtschaft zeigt sich weiter stabil. Doch die Erwartungen an künftige Geschäfts-entwicklungen haben sich relativiert. Insbesondere Äußerungen des US-Präsidenten zu Zöllen für Europa sowie der Handelsstreit zwischen den USA und China führen zunehmend zu Verunsicherung bei unserer traditionell sehr exportstarken Industrie. Hinzu kommt die bislang ungelöste Brexit-Frage, die Haushaltspläne der italienischen Regierung, die das Risiko einer Krise in Europa erhöhen, und nicht zuletzt der immer schwieriger zu deckende Fach-kräftebedarf“, kommentiert IHK-Präsident Friedrich Herdan die aktuelle Konjunkturumfrage der IHK zu Coburg.
Die derzeitige Lage aber bewerten branchenübergreifend 90 Prozent der heimischen Betriebe als noch „gut“ oder „befriedigend“; nur 10 Prozent sind unzufrieden. Im Vergleich zum Frühjahr ist hier der Saldo aus positiven und negativen Bewertungen nur geringfügig um
3 Zähler auf 41 Punkte gefallen. Der Saldo bei den Geschäftserwartungen an die kommenden Monate hingegen ist von 19 Punkten im Frühjahr auf aktuell nur noch 3 Punkte gesunken. Mithin fällt der Konjunkturklimaindex, der als Stimmungswert sowohl die aktuelle Geschäftslage der Unternehmen als auch die Geschäftserwartungen abbildet, auf 121 Punkte (minus 10 Punkte im Vergleich zur Vorumfrage im Frühjahr 2018).
„Die Politik muss dieses erneute Warnsignal aus der Wirtschaft sehr ernst nehmen“, so Herdan. „Bundesregierung und ebenso Bayerische Staatsregierung sind jetzt gefordert. Es gilt wirtschaftsfreundliche Maßnahmen zu ergreifen, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe zu erhalten.“
Zu den dringendsten Handlungsfeldern zählt der IHK-Präsident für unsere Coburger Wirtschaftsregion: „Beschleunigung von Innovationen durch steuerliche Belohnung, Deregulierung verwaltungsrechtlicher Vorschriften und Erleichterungen im Steuer-, Arbeits- und Baurecht nicht nur für Start-Ups, Ausbau der Gigabit-Infrastrukturen im Fest- und Mobilfunknetz sowie Stärkung und Modernisierung des dualen Ausbildungssystems in der Arbeitswelt 4.0.“
Die Branchen im Einzelnen
Industrie
Aktuelle Lage: Ungeachtet der etwas schwächeren außenwirtschaftlichen Dynamik im Jahresverlauf präsentiert sich Coburgs Industrie weiterhin robust. 44 Prozent der Industriebetriebe berichten von einer guten Geschäftslage (+2 Prozentpunkte im Vergleich zur Vorumfrage), ebenso viele sind zufrieden. 12 Prozent äußern sich gegenteilig. Wachstumsimpulse kommen dank unveränderter binnenwirtschaftlicher Auftriebskräfte insbesondere aus dem Inland. Der Zuwachs an Auslandsaufträgen hat sich etwas verlangsamt, befindet sich aber immer noch auf hohem Niveau.
Erwartungen: Der Blick der Coburger Industrie in die Zukunft fällt verhalten aus: Neben dem zunehmenden Wachstumshindernis Fachkräftemangel verunsichern internationale Handels-streitigkeiten und protektionistische Tendenzen die exportorientierten Betriebe. Zudem sorgen sich die Branchenvertreter über erneut stark gestiegenen Beschaffungspreise von Stahl und Rohöl. Folglich erwarten nur noch 13 Prozent der befragten Unternehmen (-11 Prozentpunkte zur Vorumfrage) einen günstigeren Geschäftsverlauf. Immerhin 76 Prozent gehen von einer gleichbleibenden Dynamik aus und jeder zehnte Betrieb rechnet mit einer Eintrübung.
Maschinenbau
Aktuelle Lage: Die gute Auftragslage und der hohe Auftragsbestand sorgen dafür, dass die Maschinenbaufirmen im IHK-Bezirk Coburg mit ihrer aktuellen Situation mehrheitlich zufrieden sind. 80 Prozent der befragten Unternehmenslenker bezeichnen ihre gegenwärtige Geschäftslage als „gut“.
Erwartungen: Mit Blick auf die Prognosen für die kommenden Monate stehen die Zeichen auf Stabilität. Die Mehrheit der Coburger Maschinenbauer gehen von gleichbleibenden Geschäften aus.
Automobilzulieferer und Vorleistungsgüterindustrie
Aktuelle Lage: Von einer Verbesserung der gegenwärtigen Geschäftslage berichten die regionalen Vorleistungsgüterproduzenten. Die Schwierigkeiten der Autoindustrie mit der Umstellung auf den neuen Abgas-Prüfstandard WLTP hatten bislang keine größeren Auswirkungen für die Zulieferbranche. 59 Prozent der Betriebe berichten von einer guten Geschäftslage, 41 Prozent sind zufrieden. Unzufrieden ist derzeit in dieser Branche niemand. Die Betriebe melden gestiegenes Auftragsvolumen, zu gleichen Teilen aus dem In- und Ausland. Neben den anhaltend noch guten Geschäften in Nordamerika und China hat sich insbesondere die Einschätzung des Euro-Raumes erneut verbessert.
Erwartungen: Auf die künftige Geschäftsentwicklung blicken die befragten Unternehmer mit weniger Euphorie. Lediglich 6 Prozent erwarten für die kommenden Monate Verbesserungen, 87 Prozent gehen von gleichbleibender Dynamik aus und 6 Prozent befürchten eine Eintrübung. Für Unsicherheit sorgen nach wie vor nicht geklärte US-Strafzölle auf Autos aus der EU, die auf Grund der gesamtwirtschaftlichen Bedeutung insbesondere die deutsche Automobilbranche hart treffen würden.
(Polster-)Möbelindustrie
Aktuelle Lage: Die befragten Gebrauchsgüterproduzenten zeigen sich im Herbst mit ihrer aktuellen Situation wenig zufrieden. Diese Entwicklung ist der stark gesunkenen Inlands-nachfrage auf Grund des Jahrhundertsommers, der wenig Verbraucher in die Möbelhäuser zog, und vor allem dem hohen Wettbewerbs- und Preisdruck durch die Einkaufsverbände geschuldet. Diese Entwicklung deutete sich bereits bei der Vorumfrage im Frühsommer an. Keiner der Möbler bezeichnet seine Geschäftslage als gut. Von 43 Prozent der Unternehmen wird die aktuelle Situation als schlecht beurteilt. Mit einem Anteil von 57 Prozent berichtet eine knappe Mehrheit der Unternehmen von einer befriedigenden Geschäftslage.
Erwartungen: Die Geschäftsaussichten werden auch dank guter Resonanz bei den regionalen Hausmessen und verbesserter Konsumstimmung vorsichtig optimistisch beurteilt. 17 Prozent der Branchenvertreter rechnen mit besseren und 67 Prozent mit gleichbleibenden Geschäften.
Dienstleistung
Versicherungs- und Finanzgewerbe
Aktuelle Lage: Das regional sehr starke Versicherungs- und Finanzgewerbe meldet weiterhin sehr gute Geschäfte. Alle Unternehmen sind voll bzw. befriedigend ausgelastet. Drei Viertel der befragten Branchenvertreter konnte den Inlandsumsatz nochmals verbessern.
Erwartungen: Für die kommenden Monate rechnen lediglich 20 Prozent der Branchenvertreter mit einer Verbesserung ihrer Geschäftslage.
Unternehmensnahe Dienstleistungsgewerbe
Aktuelle Lage: Das unternehmensnahe Dienstleistungsgewerbe profitiert von der guten Entwicklung anderer Branchen. Dementsprechend sind die Einschätzungen der Firmen weiter positiv. 59 Prozent berichten aktuell von guter, 36 Prozent von befriedigender Situation. Die Hälfte der befragten Branchenvertreter konnte die Umsätze aus dem Inland ein weiteres Mal steigern, sodass 65 Prozent der Unternehmen derzeit voll ausgelastet sind.
Erwartungen: Auch im unternehmensnahen Dienstleistungsgewerbe sind die geschäftlichen Erwartungen an die kommenden Monate leicht abgeflaut. 25 Prozent erwarten noch eine günstige Entwicklung. Von gleichbleibender Lage gehen 60 Prozent der Befragten aus.
Handel
Einzelhandel
Aktuelle Lage: Hoher Beschäftigungsstand, steigende Löhne und Renten, niedrige Zinsen sowie die allgemein gute konjunkturelle Verfassung bilden die Eckpfeiler für ein prinzipiell gutes Konsumklima. Dennoch bleibt die Stimmung im regionalen Einzelhandel weiterhin verhalten, wenn auch leicht verbessert. Derzeit bewerten 20 Prozent der befragten Händler die geschäftliche Lage als gut. 60 Prozent bezeichnen sie immerhin als befriedigend.
Erwartungen: Auch der Blick auf die Folgemonate fällt bei den Einzelhandelsbetrieben gedämpft aus. Trotz des bevorstehenden Weihnachtsgeschäfts rechnen die Händler nur mit geringfügigen Umsatzzuwächsen. 70 Prozent gehen von gleichbleibender Geschäftslage aus.
Großhandel
Aktuelle Lage: Der Großhandel ist sehr zufrieden und liegt in der Beurteilung der aktuellen Lage über den Werten der Vorumfrage. 67 Prozent bewerten die Geschäftslage mit gut - jeder Zweite konnte Umsatzzuwächse im Inland verzeichnen - allerdings gab es auch einige kritische Stimmen. Zuwächse aus dem Ausland gab es kaum.
Erwartungen: Trotz gewisser Konjunkturrisiken für die kommenden Monate erwarten immer noch vier von zehn Grossisten bessere Geschäfte, 25 Prozent gehen aber auch von einer Verschlechterung aus. Wachstumsimpulse werden insbesondere aus dem deutschen Binnenmarkt erwartet.
Tourismus
Aktuelle Lage: Das Stimmungsbild des Coburger Tourismus ist nicht nur weiterhin gut, es konnte sich im Vergleich zur Frühjahrsumfrage noch einmal verbessern. 57 Prozent der Unternehmer im Gastgewerbe beurteilen ihre Geschäftslage als gut, nur 4 Prozent sind unzufrieden. Grundlage ist sowohl die positive Entwicklung der Umsätze im Bereich der Geschäftsreisenden als auch die Auslastung der Betten in Beherbergungen.
Erwartungen: Auf die kommende Wintersaison blickt die Branche traditionell verhaltener. 68 Prozent und damit die Mehrheit rechnet mit einer stabilen Geschäftsentwicklung.
Erhebliche Probleme bereitet den Unternehmen weiterhin der Fachkräftemangel, der im Tourismus zur Wachstumsbremse wird.
IHK rechnet für 2018 mit 8.000 neuen Stellen
Positive Konjunkturerwartungen trotz erschwerter Rahmenbedingungen
Das Wirtschaftsklima in Oberfranken bleibt freundlich, die Unternehmen berichten von einer guten Geschäftslage. Die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate werden zwar etwas nach unten korrigiert, bleiben aber optimistisch. Der Konjunkturklimaindex der IHK für Oberfranken Bayreuth sinkt um drei Zähler und liegt nun bei weiterhin sehr guten 127 Punkten.
"Die oberfränkische Wirtschaft entwickelt sich weiterhin sehr positiv. Unsere Unternehmen können sich auf den Märkten im In- und Ausland weiterhin gut behaupten. Belastet wird die gute Stimmung vor allem von der Frage, wie der wachsende Fachkräftebedarf gedeckt werden soll", so IHK-Präsidentin Sonja Weigand in einer ersten Bewertung.
Die aktuelle Lage wird von den befragten oberfränkischen Unternehmen unverändert sehr positiv eingestuft. Mehr als die Hälfte der Unternehmen gibt eine gute geschäftliche Situation zu Protokoll (52 Prozent), weitere 40 Prozent beschreiben ihre Lage als befriedigend, nur acht Prozent als schlecht. Positiv stechen Bau-, Tourismus- und Dienstleistungssektor heraus.
Oberfränkische Unternehmen weiter optimistisch
Die Erwartungen an die kommenden zwölf Monate fallen im Vergleich zur Frühjahrsumfrage etwas verhaltener, aber im Saldo weiterhin positiv aus. Knapp ein Viertel der Unternehmen rechnet mit einer weiteren Verbesserung der Geschäftslage, zwölf Prozent stellen sich auf eine rückläufige Geschäftsentwicklung ein. Das Ergebnis ist über alle Branchen recht ausgeglichen. Einzig der Großhandel erwartet eine etwas schlechtere Entwicklung. "Unsere Unternehmen rechnen - ungeachtet eines schwieriger werdenden internationalen Umfeldes - mit einer Fortsetzung des Aufschwungs in Oberfranken", so IHK-Hauptgeschäftsführerin Gabriele Hohenner. "Ein stärkerer Euro, hohe Kapazitätsauslastungen und Engpässe beim Beschäftigtenaufbau hinterlassen aber ihre Spuren."
Oberfränkische Unternehmen investieren und wollen einstellen
Auch die Investitionsplanungen sprechen für die Zuversicht der oberfränkischen Wirtschaft. Fast jedes dritte Unternehmen plant für die kommenden 12 Monate steigende Inlandsinvestitionen, eine Reduzierung dagegen nur acht Prozent. Diese hohe Investitionsbereitschaft zieht sich durch alle Branchen.
18 Prozent der Unternehmen wollen im kommenden Jahr weiter Personal aufbauen, acht Prozent planen eine Reduzierung der Mitarbeiteranzahl. Die IHK für Oberfranken Bayreuth rechnet mit einem Zuwachs von rund 8.000 sozialversicherten Beschäftigten für das Jahr 2018, sofern der Arbeitsmarkt dies zulässt. Weigand: "Wir müssen noch mehr in das Thema Fachkräftesicherung investieren und hier vor allem die berufliche Bildung stärken. Die Aus- und Weiterbildung bleiben daher absolute Schwerpunktthemen in der IHK-Arbeit."
Herausforderungen nehmen zu
Bei allem Optimismus sehen die Unternehmer sehr wohl die unternehmerischen Risiken. Der Fachkräftemangel und die damit verbundenen Kapazitätsengpässe stellen für 63 Prozent der Befragten ein unternehmerisches Risiko dar. 64 Prozent nennen den Bürokratieaufwand bei der Einhaltung der Datenschutzauflagen. Das sind zwanzig Prozentpunkte mehr als noch im Frühjahr dieses Jahres. Auch die instabileren politischen Verhältnisse in Berlin werden mittlerweile von 61 Prozent als potenzielles Risiko für das eigene Unternehmen eingeschätzt. "Bei den Themen 'Bürokratie' und 'Stabilität' bleibt die Politik in Bund und Land in der Pflicht. Die Wirtschaft braucht verlässliche Rahmenbedingungen", so IHK-Hauptgeschäftsführerin Gabriele Hohenner.