Menschen, die erst kürzlich zurück nach Oberfranken gezogen sind, haben gemeinsam mit kommunalen Vertretern über ihre Erfahrungen und Erwartungen ausgetauscht. Die Erkenntnisse des Workshops wird das Demografie-Kompetenzzentrums für die Entwicklung gezielter Maßnahmen nutzen.
Rückkehr in die Heimat liegt im Trend. Laut Erhebungen des Leibnitz-Instituts für Länderkunde kehren in Deutschland 20 Prozent aller Abgewanderten in ihren Heimatkreis zurück. Die höchsten Rückkehrquoten haben demnach ländliche Regionen. Das Zahlen des Bayerischen Landesamts für Statistik belegen, dass es auch in Oberfranken in den vergangenen Jahren mehr Zu- als Wegzüge gab. Oberfranken verzeichnete 2020 ein deutliches Wanderungsplus (plus 1.991). Insbesondere Familien entschieden sich für ein Leben in der Region. Darunter sind auch immer wieder sogenannte Rückkehrerinnen und Rückkehrer. „Durch die Abnahme der erwerbsfähigen Personen werden die Themen Zuzug und Rückwanderung immer bedeutender. Denn die Region ist auf einen konstanten Anteil an erwerbsfähigen Menschen angewiesen, damit auch weiterhin eine ausreichende Infrastruktur in Oberfranken vorhanden sein kann und die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit in der Region erhalten bleibt", sagt Vorsitzender von Oberfranken Offensiv e.V., Bezirkstagspräsident Henry Schramm.
Das Demografie-Kompetenzzentrum, ein Projekt von Oberfranken Offensiv, hat sich daher näher mit den Motiven, Erfahrungen und Erwartungen von Rückkehrenden auseinandergesetzt. Ziel ist es, Rückkehrende für die Region zu gewinnen und gezielte Maßnahmen durchzuführen. Um die Aufmerksamkeit auf Oberfranken zu legen und die Vorzüge der Region für junge Menschen und Familien künftig noch sichtbarer zu machen, führt Oberfranken Offensiv eine Imagekampagne durch. Den Austausch mit den Rückkehrerinnen nutzt das Demografie-Kompetenzzentrum für die Entwicklung gezielter Maßnahmen.
Mehrheit der Rückkehrer fühlt sich mit Oberfranken sehr verbunden
Im Rahmen des Workshops „Heimat Oberfranken: Back to the roots – junge Rückkehrerinnen berichten“ wurde deutlich, dass die Rückkehr in der Regel eine wohl überlegte, lang geplante Entscheidung ist. Zwei Rückkehrerinnen, Dr. Ella Grosch, Medizinerin in einer dermatologischen Praxis in Kulmbach, und Dr. Tina Düthorn, Veterinärmedizinerin in der Tierklinik in Stadtsteinach, gingen auf die Themen Wohnraum, Kinderbetreuung, Arbeitsmarkt und soziale Einbindung ein. Ergänzt wurden diese persönlichen Einschätzungen durch die Ergebnisse einer Masterarbeit. Katharina Gogolin, führte eine Befragung im Bereich Bevölkerungs- und Sozialgeographie an der Universität Bamberg zum Thema „Rückkehr nach Oberfranken“ durch. Bei den 315 Befragten standen insbesondere familiäre und soziale Gründe, wie eine Verbesserung der Wohnsituation, ein Stellenangebot oder die niedrigeren Lebenshaltungskosten und die Naturnähe im Vordergrund. Der Durchschnitts-Rückkehrer ist 32,5 Jahre alt und hat knapp zehn Jahre außerhalb Oberfrankens gelebt. Die Mehrheit fühlt sich mit Oberfranken sehr verbunden (53 Prozent) und plant dauerhaft in der Region zu bleiben (78 Prozent). Diese Entscheidung wird von den eigenen Arbeitschancen, von der Zukunft der Partnerschaft und von der Entwicklung des Heimatortes abhängig gemacht.
Bei der Rückkehr aktiv zur Seite stehen
Michael Stolte, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung und der Rückkehragentur des Landkreises Höxter schilderte seine Erfahrungen. Die Rückkehragentur hat bereits 127 Rückkehrprozesse betreut, 48 Prozent hätten insbesondere Unterstützung bei der Jobsuche benötigt. Eine übergeordnete Rückkehreragentur für Oberfranken könnte also eine mögliche Maßnahme sein, um oberfränkische Studierende und Auszubildende in der Region zu halten sowie junge Menschen, die Oberfranken verlassen haben, wieder in die Region zurückzuholen.