Gotthard Lehner: Mit dem Neubau der Fachklinik Haus Immanuel im Jahr 2012 haben wir bereits die Möglichkeit geschaffen, Kinder während der Behandlung der Mutter in unserem Haus mit zu betreuen. Leider haben wir in diesen neun Jahren festgestellt, dass viele Kinder ein viel intensiveres Behandlungsbedürfnis haben, als wir es in der Behandlungszeit der Mutter erfüllen können. Durch die jetzige Erweiterung um ein Mutter-Kind Zentrum können sowohl die Mutter als auch das Kind längerfristig betreut werden. Die Behandlungsdauer beträgt nun mindestens ein Jahr und wird im Einzelfall mit dem Bezirk und dem zuständigen Jugendamt abgesprochen.
Gotthard Lehner: Einen Satz vorneweg: Wir hätten das Projekt auch ausschließlich mit Banken und Förderorganisationen finanzieren können. Wir wollten aber auch unseren ehemaligen Patientinnen die Chance geben, sich an dem Projekt zu beteiligen. Viele unserer „Ehemaligen“ betonen immer wieder, dass sie sich aus Dankbarkeit an Projekten der Klinik beteiligen möchten. Ich habe dann auch in meinem privaten Umfeld über diese Aktion gesprochen und wurde letztendlich gebeten, das Crowdinvesting auch für die Region zu öffnen, weil die Menschen hier sich gerne in unserer Region engagieren und somit wissen, wofür ihr Geld verwendet wird.
Gotthard Lehner: Ich spreche immer gerne von einer emotionalen Rendite, weil mir bewusst ist, dass wir eine sehr niedrige Rendite bezahlen. Nicht, wie sonst bei Crowdinvesting-Kampagnen üblich, von 4 oder 5%, sondern im Bereich von unter einem Prozent. Ich möchte, dass sich hier Menschen engagieren, für die die finanzielle Rendite nicht im Vordergrund steht, sondern denen es ein Anliegen ist, Kindern zu helfen und sie zu unterstützen, eine Zukunft zu haben und sie davor zu bewahren, nicht in den Suchtkreislauf ihrer Mutter zu geraten. Mit einem Augenzwinkern könnte ich natürlich auch sagen: Lieber Minizins, statt Strafzins. Wer bei uns anlegt, zahlt keine Zinsen an seine Bank und kann auch noch Gutes für (meist) alleinerziehende Mütter und deren Kinder tun!
Gotthard Lehner: Ich möchte gerne die Teilnehmer des Netzwerkes kennenlernen und mit den Menschen ins Gespräch kommen: „Ich bin ein Netzwerker“. Thematisch würde ich hier – wie könnte es auch anders sein, die Kinder in den Mittelpunkt der Diskussion stellen. Wie können wir Kindern - und nicht nur Kindern von suchtmittelabhängigen Eltern - eine Zukunft geben? Was müssen wir unternehmen, dass die heutige Generation der jungen Menschen nicht an Corona-Spätfolgen leidet?
Die Fachklinik Haus Immanuel:
Die DGD-Klinik Haus Immanuel ist eine Rehabilitationseinrichtung mit 60 Plätzen. Als Fachklinik ist sie auf die Behandlung alkohol- und/oder medikamentenabhängiger Frauen spezialisiert. Eine Mitaufnahme von bis zu 12 Kindern ist möglich. Die 15-wöchige Therapie kombiniert die medizinische Rehabilitation mit einem interdisziplinären Therapieangebot und verfolgt so einen ganzheitlichen und nachhaltigen Ansatz. Die Klinik in Hutschdorf (Landkreis Kulmbach) beschäftigt 70 Mitarbeitende. Mehr Infos unter: https://www.haus-immanuel.de
Das neue Mutter-Kind-Zentrum:
In Deutschland wächst ca. jedes fünfte Kind in einer suchmittelbelasteten Familie auf. Daher stellt das Haus Immanuel bei seinem Therapieansatz das Wohl des Kindes in den Fokus. Das neue Mutter-Kind-Zentrum in Hutschdorf wird Platz für zwölf Mütter mit bis zu 16 Kindern bieten, die auf dem Weg in ein eigenverantwortliches und strukturiertes Leben unterstützt werden. Die Fertigstellung der Gebäude ist im Jahr
2022 geplant.
Artikel vom 04.08.2021Ausgabe 01/2021